Wie wird die Zukunft für Mensch und Natur aussehen? Welche Auswirkungen wird die Künstliche Intelligenz dabei auch in der Exekutive spielen und was hat der von Robert Musil geprägte Begriff der ›Dummheit‹ damit zu tun?
Diesen Fragen gehen Walter Fanta und sein kroatischer Projektpartner Andy Jelčić in ihrem gemeinsamen Projekt mit dem Titel ›Über die Dummheit‹ auf den Grund.
Worum geht es?
Walter Fanta erzählt in seinem Text – der Teil seines neuen Romanprojektes »Friedhof« ist – von einem Großvater, der im Jahr 2049 seiner Enkelin von den Ereignissen in den 2020er Jahren berichtet. Sie selbst befinden sich mittlerweile in einer Welt, die von einem riesigen digitalen Netz gesteuert wird, das alles für die Meneschen entscheidet. Die Enkelin und ihre Eltern zählen zu einer kleinen Gruppe von Aussteiger*innen, die sich diesem Netz verweigern und somit von allen anderen Menschen abgeschottet sind. Damit Großvater und Enkelin trotzdem heimlich kommunizieren können, müssen sie auf Kommunikationstechnologien der vordigitalen Zeit, wie Transistorradio und Briftaube zurückgreifen.
Andy Jelčić setzt sich in seinem Essay mit der sogenannten ›natürlichen Intelligenz‹ in Kombination mit KI auseinander. Er nennt dabei zwei für ihn bedeutende Theorien in den Fokus:
1) Wenn sich die Künstliche Intelligenz immer weiterentwickelt und weitere Daten aufnimmt, kommt sie unweichlich zu einem Punkt, an dem sie beginnt die Dinge so zu abstrahieren und zu relativieren, sodass sie wieder unnützlich wird.
2) Im z.B. Rechtswesen eingesetzt, kann die KI zu einer Gefahr für die sogenannte ›natürliche Intelligenz‹ der Menschen werden. Die ›natürliche Intelligenz‹ sei in diesem Zusammenhang bei Personen mit begrenzter Bildung und niedrigen moralischen Standards zu finden, die von Ehrgeiz angebtrieben meist in der Politik und der Wirtschaft vorwärts kommen. Dieses Phänomen verortet er jedoch v.a. in Regionen wie Südeuropa und Südamerika.
In welche Richtung könnte sich die Welt nun also mit zutun der Künstlichen Intelligenz entwickeln? Ideen dazu sind in den beiden Texten der Autoren zu finden.
Das Gemeinsame
Wie sie im Gespräch erklären, ist die KI in den Texten jedoch von keinem negativen Blickwinkel aus zu sehen, sondern es wird vielmehr zur Diskussion gestellt, ob sie positive Entwicklungen fördern kann.
Eine besondere Bedeutung nimmt für Walter Fanta und Andy Jelčić der von Robert Musil geprägte Begriff der ›Dummheit‹ ein. Wie Walter Fanta erläutert, verfolgt der Autor sowohl in seinem Roman »Der Mann ohne Eigenschaften« als auch seinen Essayprojekten die Theorie, dass Katastrophen der Weltgeschichte durch die Dummheit der Anführer entstehen. Die menschliche Intelligenz ist dabei eigentlich eine Art künstliche Intelligenz, die ›Utopie der induktiven Besinnung‹.
Ich würde das so übersetzen: ›Utopie der induktiven Besinnung‹ bedeutet, die richtige Lösung für komplexe Probleme muss berechnet werden. Zur Zeit Musils gab es zwar noch keine mächtigen Computer, aber er hat sie imaginiert, indem er die Forderung aufgestellt hat, der ideale Mann ohne Eigenschaften, der die beste Theorie entwickelt, müsste ein Mensch sein, wie ein Rechner.
Walter Fanta
Beide Autoren beschäftigen sich bereits in ihrer bisherigen Arbeit lange mit Robert Musil und lernten sich auch dadurch kennen. Während Andy Jelčić den »Mann ohne Eigenschaften« ins Kroatische übersetzt hat, promovierte Walter Fanta zu Entstehung und Ende des genannten Romans und ist Musil-Herausgeber.
Zum ganzen Gespräch mit Walter Fanta und Andy Jelčić: Interview