Wien 1090, Liechtensteinstraße 37, LE STUDIO Film und Bühne, vier Kinder bereiten eine Theateraufführung vor. Das gleiche Schema in Yanhuitlán in Mexiko – ein literarisch theatralischer Dialog. Das Spannende? Das Unbekannte, das noch nicht Ausgesprochene, noch nicht Geschriebene und noch nicht Verschickte – aus Österreich nach Mexiko und aus Mexiko nach Österreich.
›Yutata’ti‹ heißt die Bühnenproduktion, die von LE STUDIO Film und Bühne in Wien in Zusammenarbeit mit der mexikanischen Theatergruppe ›Lagartijas Tiradas al Sol‹ vorbereitet wird. Das Format habe sich aus den Notwendigkeiten der Corona-Pandemie ergeben und werde im Rahmen eines Dialogs auf Distanz zwischen Österreich und Mexiko entwickelt, wie Pierre Emmanuel Finzi und Lise Lendais in unserem Gespräch erzählen. Das Projekt basiere auf einem gemeinsamen Arbeitsprozess mit einer Gruppe von 4 Kindern (8 bis 11 Jahre alt) in Wien und einer Gruppe von 4 Kindern (10 bis 13 Jahre alt) im mexikanischen Yanhuitlán, die von je einem künstlerischen Team vor Ort geleitet werden – in Österreich von Pierre Emmanuel Finzi und Lise Lendais, in Mexiko von Luisa Pardo und Lázaro Gabino Rodríguez, die 2003 die Theatergruppe ›Lagartijas tiradas al sol‹ gründeten.
Das Theaterstück werde mit Hilfe von Online-Tools in enger Zusammenarbeit und ständigem Austausch – einem Spiegelbildmodus entsprechend – parallel und an beiden Orten gemeinsam entwickelt. Aufgrund der weiterhin eingeschränkten Reisemöglichkeiten und mit dem Bemühen um ökologische Nachhaltigkeit seien keine Reisen geplant. Die Kinder kennen sich auch noch nicht – sie haben ihre Gesichter nicht gesehen, obwohl sie sich bereits regelmäßig Nachrichten und Fotos schicken. Sie wissen auch nicht, was genau sie spielen werden. Die Texte für die Aufführung in Wien werden in Mexiko geschrieben, jene für das Stück in Yanhuitlán in Österreich. Das Ziel? Trotz der Entfernung und großer Distanz solle man sich in einer gewissen Intimität begegnen. In diesem Sinne werden Videocartas entstehen – von den 8 Kindern gemeinsam mit den künstlerischen Teams entwickelt, produziert und untereinander ausgetauscht. Sie seien allerdings nicht nur eine Form der Korrespondenz, sondern auch ein grundlegender Bestandteil der Stück(e)entwicklung und des Bühnenbildes, welches an beiden Orten gleich aussehen werde.
Die Theateraufführung(en) werde(n) schließlich von einer zweisprachigen Publikation – Deutsch / Spanisch; herausgegeben von Garbiñe Ortega) – begleitet, welche Texte renommierter Autor*innen und Künstler*innen zu den Stücken von ›Lagartijas Tiradas al sol‹ sowie eine Prozessbeschreibung des gerade produzierten Stücks / der gerade produzierten Stücke in Wien und Yanhuitlán beinhaltet.
Aufgrund der pandemischen Lage können die beiden Uraufführungen leider nicht am selben Tag stattfinden. In Wien kann man allerdings das Stück am 4. September um 19.00 Uhr sowie am 5. September um 16.00 Uhr sehen. Weitere Informationen (Karten, Preise) sind auf der Webseite www.lestudio.at zu finden.