Klimatische Veränderungen haben Einfluss nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf Tiere. Aber wie sieht die Welt aus der Sicht zweier Gewinner*innen des Klimawandels aus?
Die österreichisch-südkoreanische Autorin Anna Kim und der norwegische Autor und Übersetzer Arild Vange gehen genau dieser Frage auf den Grund und nehmen die Perspektive einer Bernstein-Waldschabe sowie des Wander-Schmetterlings Admiral, auch bekannt als ›Vanessa Atalanta‹, ein.
Ideenfindung
Die beiden Autor*innen lernten sich bereits vor einigen Jahren im Zuge einer Lesung kennen und absolvierten anschließend eine Lesereise durch Norwegen. Nun wollten sie die Gelegenheit nützen, auch literarisch zusammenzuarbeiten und ein gemeinsames Projekt zu verwirklichen.
Während der Schmetterling bereits in einem der Gedichtbände von Arild Vange zu finden ist und, wie der Autor erzählt, immer wieder in seinem Garten zu entdecken ist, wurde Anna Kim erst durch das Interesse ihres Sohnes auf die Waldschabe aufmerksam. Gerade weil sie bisher noch nicht über Insekten gearbeitet hat, fand Anna Kim den Vorschlag ihres Projektpartners sehr reizvoll.
Zwei Gewinner*innen des Klimawandels
Worum geht es in ihren Texten? Arild Vange nennt als Ausgangspunkt seiner Geschichte die Schmetterlinge, die um die Jahrtausendwende Pläne schmieden, die die negativen Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt verändern sollen. Einer dieser Schmetterlinge siedelt sich im Garten eines 85-jährigen norwegischen Dichters an, um sein Verhältnis zur Natur zu beeinflussen. Langsamkeit, Aufmerksamkeit und ein besser Umgang des Dichters mit Lebewesen sind Ziele von ›Vanessa Atalanta‹.
Als Ursprung nennt der Autor hier Franz Kafka.
Es gibt zwei menschliche Hauptsünden, aus welchen sich alle andern ableiten: Ungeduld und Lässigkeit. Wegen der Ungeduld sind sie aus dem Paradiese vertrieben worden, wegen der Lässigkeit kehren sie nicht zurück. Vielleicht aber gibt es nur eine Hauptsünde: die Ungeduld.
Franz Kafka
Wie Arild Vange erläutert, sieht auch ›Vanessa Atalanta‹ hier das Problem der Menschen. Sie könnten und sollten aufmerksamer und geduldiger werden.
Anna Kim hingegen erzählt in ihrer Geschichte von einer Welt, in der ganze Städte durch eine Schaben-Plage unbewohnbar geworden sind. Das warme Klima begünstigte die Vermehrung der Schaben so sehr, dass nicht nur Menschen, sondern auch andere Tierarten vertrieben werden. Die Bernstein-Waldschabe Leonardo, die durch einen eingepflanzten Chip von Menschen gesteuert werden kann, soll hierbei die Rettung darstellen. Das Ziel: Durch Umsiedlung der Schaben möchten sie das Problem in den Griff bekommen.
Anna Kim und Arild Vange setzen sich also mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier sowie dem veränderten Wanderverhalten der Tiere, das sich durch klimatische Veränderungen ergibt auseinander und legen dabei, wie sie im Gespräch betonen, einen besonderen Stellenwert auf das Thema der Würde.
Das Zusammenspiel
Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Wie die Autor*innen im Gespräch erzählen, sollten die Texte auch ein Zusammenspiel ergeben. Da Arild Vanges Text auf Norwegisch verfasst ist, ließ Anna Kim ihn zwischendurch durch einen Online-Übersetzer laufen. So hatte sie die Möglichkeit, sich an seinen Aufbau anzupassen und die beiden Texte konnten miteinander verwachsen.
Zum ganzen Gespräch mit Anna Kim und Arild Vange: Interview