Boden greifen auf Landebahn, Meer entlang, Winterhaut aus Flugkörper, Februarsonne durch Gesicht. Entlangfahren an Mimosen, violettem Rosmarin, Richtung Kalksteinsilhouetten zu Artemisbucht. Am alten Hafen der Minztee, Blick zur Inselburg, im Wasser toter Hund, Möwen kreisen über Rufe nach Befreiung.
Lesen zwischen zwei Sprachen, zwischen feuchtem holz, dann wimpern piniengrün – diesen cils, vert de pins. Freier, wenn es nicht die Muttersprache, klassischer, sagtest du, sei ich in ihr. Vielleicht, weil sie zu viel Geschichte trägt, während in cils vert de pins nie jemand Verbote setzt, sie nicht dieses Unterbewusstsein hat, von dem die Großmutter sprach. Was in welcher Sprache schreiben oder nicht, welche Themen hängen jeweils an ihr.
Umgeben von einer Sprache, eingebettet sein, sich von ihr abheben, gegen sie wehren, Suche nach Sprachmutter treiben. Über ersten Flaum auf Bäumen, zwischen Ziegeldächern, rot, dahinter Fähren, hören wie sie von Abendsonne in Nacht übersetzen. Eine weiße Taube jeden Tag auf Geländer, dann wieder vom Schiffsbauch Wirklichkeit rein über Worte schaffen.
Zwischenhalt in der großen Stadt unter Leitung von gefrorenem Meer, mit welchem Wasser wirst du wie, zu welcher Person, mehr nach visuellem Klang, ihn aus einer Sprache in die andere leiten, polyvalente wird dann wie Planetenschleife.
Es war nicht klar, ob wir uns sehen, stattdessen weiße Nacht in Eulenkeller, tanzend und wie ein Nachkriegsfilm. In der Früh direkt, wieder Meer entlang, mehr zu Mandelblüte und Grazienquelle. Kennst du die Neckarstadt, fragst du mich, so fern, ich hätte einmal vorbeigeschaut. Die Freunde von vorhin, Helenes Holzschuh und vor allem dein Wunsch, am Strand begraben zu sein. Jetzt gehe ich diesen Weg aus Partnersprache, wieder feuchtes holz, dabei erzählst du von moosgrün und Schwalbe, sprichst Übersetzung von Lust und Klavierspielerin, dass du gern meinen goldenen Flügel für deinen Silbermantel hättest, ich aufpassen solle auf ihn.
Am nächsten Tag der erste Blick aus dem Fenster, hinter dicken Vorhängen auf Pflasterhof. Unser Sitzen zwischen dicken Steinhäusern, wieder erstes Spätwinterlicht, der Platz ganz in Weiß, dann schwarzer Hund. Erzählst vom Friedensdreieck nach letztem Krieg, vom Hinterland, dass du mich mitnehmen wirst, das nächste Mal.
Noch ein paar Tage sind es gewesen in Hügeln um das Schloss, zwischen Rauschen und Felsen, nie ganz heran, aber ein Untergrundschweben. Dann als letzte Station wieder die große Stadt, in ihr der Wind, vom Meer mitgetragen, das abschließende Surfen von Salz- zu Süßwasser, zwischen Zweiländerflüssen, wohin sie alle münden. Ein Weiterreichen von Generationen, in der einen Hand die andere, Worte wie Mandelblüte: es sollte ein Wiederkommen sein.
Sophia Lunra Schnack war auf Einladung des Österreichischen Kulturforums in Paris zwischen 22. Februar und 12. März 2024 auf Lesereise in Marseille, Montpellier und Paris.