Mit Kafka und Tschechow nach Sachalin
Der Autor Max Brod, ein Freund Kafkas, berichtet, dieser habe beim Vorlesen seiner Texte immer wieder so sehr gelacht, dass er seinen Vortrag unterbrechen musste. Vor allem die Nachwelt, die Kafka als Autor düsterer Bücher wie »Der Prozess« oder »Das Schloss«, oder von Erzählungen wie »Die Verwandlung« kennt, zeigte sich irritiert. Wenn schon Kafka, dann ein Mann voller Komplexe und Neurosen, lebenslanger unglücklicher Liebschaften und komplizierter Leidenschaften. Kafka, der lacht – ein Absurdum! Weniger anstößig als der Verrückte, dem die Lektüre des »Prozesses« zum Gaudium gereichte, ist Kafka der Leser von Goethe und Grillparzer, von Flaubert und Dostojewski; ein künftiger Weltliterat im Rahmen des Bildungskanons. Eine gewisse Sonderstellung unter Kafkas Lektüren nimmt der russische Arzt und Schriftsteller Anton Tschechow ein. In einem Brief an seine Geliebte Milena Jesenská, die damals in Wien lebte, schreibt Kafka im Januar 1923: »Tschechow aber liebe ich sehr, manchmal ganz unsinnig.«
Es ist diese »unsinnige« Liebe des Prager Klassikers zum russischen Klassiker, die eine Art inneren Kompass für die folgende Überlegung darstellt, um anhand zweier Texte quasi im Krebsgang aus dem Zentrum Mitteleuropas an die fernöstliche Peripherie Russlands zu gelangen; von Wien zur Insel Sachalin, um mehr als einhundert Jahre zeitverschoben, in umgekehrter Reihenfolge. Franz Kafkas Erzählung »In der Strafkolonie« und Anton Tschechows »Insel Sachalin« stehen in keinem äußeren Zusammenhang, die Texte erscheinen in einem Abstand von zwei Jahrzehnten. Eine deutsche Ausgabe von Tschechows Bericht konnte Kafka nicht lesen, weil er erst Jahre nach Kafkas Tod, 1931 und unter dem reißerischen Titel »Russlands Schreckensinsel« erschien. Tschechows Karriere als Theaterautor im deutschen Sprachraum hatte hingegen längst begonnen. Kurz: Als Tschechow nach Sachalin reist, ist Kafka gerade zehn, als Tschechow 1904 stirbt, ist Kafka einundzwanzig.
Anton Tschechow (1860-1904), Enkel eines freigelassenen Leibeigenen und Sohn eines Kaufmannes, beginnt seine Schriftstellerkarriere als Medizinstudent und in der »vielleicht düstersten Periode, die Russland in den letzten hundert Jahren durchlebt hat.« So sah das seinerzeit Pjotr Kropotkin in seinem Buch „Ideal und Wirklichkeit der russischen Literatur“. Bezeichnend die Reaktion der zeitgenössischen Kritik auf einen der schönsten Tschechow-Texte, die große Erzählung »Die Steppe« aus dem Jahr 1887. Tschechow erntet geharnischte Kritik. Die impressionistische Schilderung der Reise des neunjährigen Egoruschka mit seinem Onkel und einem Popen durch die emphatisch beschriebene Steppenlandschaft, die zugleich eine eindringliche Milieustudie ist, trägt ihm den Ruf eines »Priesters der Prinzipienlosigkeit« ein. Tschechow reagiert als Schriftsteller und beteuert, er sei weder Konservativer, noch Reformist, auch kein Indifferenter. Die Antwort an seine Kritiker: »Sie wollen, daß ich, wenn ich Pferdediebe darstelle, sage, Pferdediebstahl ist etwas Böses. Aber das ist doch sowieso schon bekannt, auch ohne mich. Natürlich wäre es angenehmer, die Kunst mit der Predigt zu verbinden, aber mir persönlich fällt dies überaus schwer und ist es aus Gründen der Technik beinahe unmöglich.« Bekanntlich schaut der Fortschritt immer größer aus, als er tatsächlich ist: vergleichbare Argumente und Kritiken könnte man auch heute lesen; vorausgesetzt, es liest noch jemand Kritiken und AutorInnen reagieren auf diese.
Der Plan des mittlerweile höchst erfolgreichen Moskauer Bohemiens, Bordellbesuchers und Satirikers Tschechow, dessen Stücke in den größten Theatern des Landes gespielt werden, sich mit dem System des russischen Strafvollzuges zu beschäftigen, beginnt mit einer persönlichen Krise; »Im Januar werde ich 30 Jahre alt. Eine Gemeinheit.« Alles, was er bislang geschrieben hatte – und das ist gut ein Drittel seiner insgesamt über fünfhundert Erzählungen – erscheint ihm als literarisch bedeutungslos. In einem Brief aus dieser Zeit heißt es: »Sollte ich nach Tirol fahren, nach Berditschew, nach Sibirien – alles egal«. Die von April bis in den Spätherbst des Jahres 1890 dauernde Reise per Eisenbahn, Schiff und Pferdefuhrwerk erzählt von Flora und Fauna Sachalins, von der indigenen Bevölkerung, den Ainus, vom System der Strafen, vom Alltag von Wachmannschaften und Gefangenen. In der Zeit zwischen den 1860er Jahren und der Jahrhundertwende sind das 60.000 an der Zahl.
Eine zentrale Stelle des Buches ist die geradezu protokollartige Beschreibung der Bestrafung eines Häftlings nach dessen gescheitertem Fluchtversuch: »Der Henker steht seitlich und schlägt so, daß sich die Peitsche quer über den Körper legt. Jeweils nach fünf Schlägen geht er langsam auf die andere Seite hinüber und läßt eine Atempause von einer halben Minute. Prochorovs Haare kleben an der Stirne, der Hals ist angeschwollen; schon nach fünf bis zehn Schlägen hat sich der noch mit Narben von früheren Auspeitschungen bedeckte Körper rot und blau gefärbt; die dünne Haut platzt an dieser Stelle unter jedem Schlag. »Euer Hochwohlgeboren!«, hört man unter Winseln und Heulen.« Und dann nach zwanzig bis dreißig Schlägen jammert Prochorov laut, wie ein Betrunkener oder wie im Fieberwahn: »Ich bin ein Unglücksmensch, ein Verlorener …wofür bestraft man mich?« Nun verrenkt er schon seltsam den Hals, und man hört Laute des Erbrechens. Prochorov bringt kein einziges Wort hervor, sondern brüllt und röchelt nur; seit Beginn der Bestrafung scheint eine ganze Ewigkeit vergangen zu sein, aber der Aufseher schrie erst: »Zweiundvierzig, Dreiundvierzig!« Bis neunzig ist es noch weit. Ich gehe hinaus.« Gegen Jahresende ist Tschechow wieder zu Hause. Es zeugt von Tschechows gleichermaßen pragmatischem wie komplexem Charakter als Autor, wenn er die Erfahrung der russischen Katorga einfach als Meilenstein seiner literarischen Karriere verbucht: »Ich bin froh, daß in meiner belletristischen Garderobe auch dieser grobe Häftlingskittel hängen wird.« Die bis heute lesenswerte Reportage über die Katorga ist in vielfacher Hinsicht, vor allem aber aus »stilistischen« Gründen, »aktueller« als Alexander Solschenizyns »Archipel Gulag«, die im Untertitel die Genrebezeichnung »Versuch einer künstlerischen Bewältigung« trägt; eine Formulierung, die – auf deutsche Verhältnisse übertragen – nicht nur in Bezug zur „berühmten“ Frage des Philosophen Adorno steht, sondern auch eine unmissverständliche darauf gibt: Ist es möglich, nach Auschwitz noch Gedichte zu schreiben?
Dass Tschechows Erzählungen zahlreich (und heute praktisch vollständig) auch ins Deutsche übersetzt werden, zeugt davon, wie eng Russland am Ende des 19. Jahrhunderts mit Europa verbunden ist; einem Europa, das in der Folge zu den größten Bewunderern Tschechows wird. Vor allem jener fünf Theaterstücke, die ab der zweiten Hälfte der 1890er Jahre entstehen – von der »Möwe« bis zum »Kirschgarten« – und mit Tschechow geradezu synonym sind. Kein großer europäischer Regisseur von Giorgio Strehler bis Jean-Louis Barrault, Peter Brook und Peter Stein, der es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vermeiden wird, Tschechow zu inszenieren. Wie »europäisch« Tschechow ist, zeigen auch die Diskussionen am Moskauer Künstlertheater über die neueste Mode des »Ibsenismus«. Friedrich Nietzsche, damals in Europa und somit auch in Russland der neueste Schrei, findet Tschechow »kurzlebig«, allerdings konzediert Nietzsche, er hätte sehr wohl Interesse, mit Tschechow eine Nacht lang zu sprechen. Tschechow seinerseits ergreift in der Dreyfus-Affäre, die Ende des 19. Jahrhunderts das politische Europa beschäftigt, für den inhaftierten französischen Artillerie-Hauptmann Partei. Die Teufelsinsel vor Französisch-Guyana und Dreyfus` Isolationshaft in einer sechzehn Quadratmeter großen Steinhütte wird auch Franz Kafkas Interesse erwecken. Die beiden Doktoren – Tschechow, der Mediziner, und Dr. Kafka, der Jurist und Beamte einer Unfallversicherung, teilen auch eine Krankheit: Tuberkulose. Zur Behandlung seiner Krankheit reist Tschechow, der auf Sachalin erstaunlich gesund gewesen war, nach Nizza, Kafka wird sich in ähnliche südliche Gegenden begeben. Der innere Reisekompass durch dieses literatur-biographische Terrain weist zurück nach Wien, wo Anton Tschechow Stephansdom und Votivkirche bewundert. Kunst, so Tschechow, erstrecke sich »hier über einige Werst«. Gemeint ist die damals gerade errichtete Ringstraße mit ihrem Zuckerbäckerstil. In den Auslagen bestaunt er »Milliarden von Krawatten« und es gebe unzählige Buchhandlungen: »In jeder Gasse unbedingt eine.«
Im Zentrum von Wien befindet sich an der Fassade eines Hotels eine an Absurdität kaum zu überbietende Gedenktafel. Darauf ist zu lesen: »Max Brod und Franz Kafka stiegen hier mehrere Male ab.« Tatsächlich reiste Franz Kafka (1883-1924) vielfach aus Prag in die Hauptstadt Kakaniens. Unter anderem zum XI. Zionistenkongress, auf dem unter anderem die Gründung einer Hebräischen Universität beschlossen wurde. Ein gewiss bedeutsames Ereignis, allein Kafka, der ein höchst komplexes und distanziertes Verhältnis zu seinem eigenen Judentum hatte, langweilte sich. In seinem Tagebuch notiert er: »Zionistischer Kongress. Der Arbeiterdelegierte aus Palästina, ewiges Geschrei. Tochter Herzls. Ergebnislose deutsche Reden, viel hebräisch. Lise wirft Papierkügelchen in den Saal, trostlos.« Das Jahr der Veranstaltung ist von Bedeutung, weil es eine Epochenschwelle markiert: 1913, gleichsam das letzte Jahr der »guten alten Zeit«. Und: im Laboratorium der europäischen Moderne brodelt es allerorts. Um nur einige Stichwörter zu nennen: Niels Bohr, Behaviorismus, Phänomenologie, Sigmund Freud schreibt »Totem und Tabu«; in den USA fahren schon die Autos von Fords Fließbändern. In Russland tritt alles in grelleren Farben und Gegensätzen zutage. Aufholende Modernisierung wechselt dort ab mit revolutionären Erschütterungen. Das alte Regime wähnt sich noch einen Moment lang in Sicherheit – die Romanow-Dynastie feiert 1913 ihren dreihundertsten Geburtstag. In der Welt der Kunst werden schon ganz andere Töne angeschlagen. Allein die Titel sind hier Programm: Die Dichter Welimir Chlebnikow und Aleksei Krutschonych versetzen dem »öffentlichen Geschmack eine Ohrfeige«. Gemeinsam mit dem Maler Kasimir Malewitsch verkünden sie in einer futuristischen Oper den »Sieg über die Sonne«. Malewitsch malt erstmals ein »schwarzes Quadrat« als Bild. Russland befindet sich am Rande Europas und zugleich in dessen Mitte, was die Künste betrifft. Die ersten großen Sammler von Picasso und Matisse sind Moskauer Kaufleute. In Wien löst die Zwölftonmusik eines Arnold Schönberg einen der ersten großen Kunstskandale aus. Vielleicht noch interessanter ist folgender Umstand: Robert Musil wird später noch jahrzehntelang versuchen, in seinem Roman »Der Mann ohne Eigenschaften« das Jahr 1913, die Zeit vor der »Urkatastrophe« des Ersten Weltkrieges, anzuhalten. Mit einem Wort: wir befinden uns in der Welt von Strawinskys »Le sacre du printemps«, in der Welt eines archaisierenden »Frühlingsopfers«, in dem die Künste revolutioniert werden. Dass dabei alle Mittel recht sind, machte der Dichter Ossip Mandelstam deutlich, als er gegen Tschechow und die Protagonistinnen der »Drei Schwester« rabiat formulierte: »So kauft ihnen doch Fahrkarten, dass sie endlich nach Moskau fahren können.«
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs geht diese Welt unter. Franz Kafka notiert in seinem Tagebuch am 2. August 1914: »Deutschland hat Russland den Krieg erklärt – Nachmittag Schwimmschule.« Die unfreiwillige Komik dieser oft zitierten Notiz ist nicht gänzlich absurd: Immerhin widerspricht sie dem Bild einhelliger Begeisterung aller europäischen Intellektuellen bei Kriegsausbruch. »Einer muss wachen«, heißt es in einer Erzählung von Kafka. Tatsächlich nimmt der Versicherungsbeamte Dr. Kafka den Krieg lange Zeit kaum wahr, bis ein Stellungsbefehl auch den Zweiunddreißigjährigen erreicht. Später wird Kafka überlegen, ob es Sinn mache, Kriegsanleihen zu zeichnen. Allerdings beginnt er bald nach Ausbruch des Krieges, der »Ur-Katastrophe« des 20. Jahrhunderts, mit der Niederschrift der Erzählung »In der Strafkolonie«. Sie wird 1919 veröffentlich und ihr grausamer und visionärer, weit über die eigene Zeit hinausreichender Charakter verblüfft bis heute. 1916 liest er daraus erstmals in einer Galerie in München öffentlich vor. Die Veranstaltung muss bei der Polizei angemeldet werden und der Beamte schlägt eine andere Überschrift vor: »Tropische Münchhausiade«; eine Erzählung mit dem Titel »In der Strafkolonie« hätte vom Kriegsministerium genehmigt werden müssen. Bei der Lesung war auch der Dichter Rainer Maria Rilke anwesend und ein Bericht darüber liest sich beinahe wie das Drehbuch für einen Stummfilm jener Zeit. Kaum hatte Kafka begonnen, kam es zum Eklat: »Ein dumpfer Fall, Verwirrung im Saal, man trug eine ohnmächtige Dame hinaus. Weitere Zuhörer fallen ohnmächtig um. Die Reihe der Hörer und Hörerinnen begann sich zu lichten. Manche flohen im letzten Augenblick, bevor die Vision des Dichters sie überwältigt.« Kafkas Slapstick der Grausamkeit fand im amerikanischen Autor Phillip Roth einen luziden Interpreten, der den Erfinder der »kleinen Literatur« als »Sit-down Comedian« bezeichnete.
Was passiert in der »Strafkolonie«? Ein namenloser Reisender kommt in eine Strafkolonie und wird eingeladen, der Hinrichtung eines schuldigen Soldaten beizuwohnen. Der Delinquent wird in einen Apparat gesteckt und dieser ritzt zwölf Stunden lang in dessen Körper, wogegen er verstoßen hat: »Begreifen Sie den Vorgang? Die Egge fängt zu schreiben an; ist sie mit der ersten Anlage der Schrift auf dem Rücken des Mannes fertig, rollt die Watteschicht und wälzt den Körper langsam auf die Seite, um der Egge neuen Raum zu bieten. Inzwischen legen sich die wundbeschriebenen Stellen auf die Watte, welche infolge der besonderen Präparierung sofort die Blutung stillt und zu neuer Vertiefung der Schrift vorbereitet. Hier die Zacken am Rande der Egge reissen dann beim weiteren Umwälzen des Körpers die Watte von den Wunden, schleudern sie in die Grube, und die Egge hat wieder Arbeit. So schreibt sie immer tiefer die zwölf Stunden lang.« Franz Kafka selbst soll später über seinen Lese-Abend gesagt haben: »Ich hätte meine kleine schmutzige Geschichte nicht lesen sollen.« Der Autor Kurt Tucholsky schrieb in einer ersten Rezension der »Strafkolonie«: »Ihr müsst nicht fragen, was das soll. Das soll gar nichts. Das bedeutet gar nichts.« Es geht in dieser Geschichte nicht nur um den Plot, als vielmehr um den Kern der Wirklichkeit, der hier visionär erfasst wird; nicht nur um die Realität, die zur selben Zeit im Ersten Weltkrieg mit Millionen von Toten in Schutt und Asche gelegt wird, sondern um jene Gewalt, die die neue Welt im Innersten zusammenhalten wird. Der bizarre Tod eines technokratischen Peinigers und Folterers, wie ihn das 20. Jahrhundert erst richtig hervorbringen wird, der alle Fragen nach »Gerechtigkeit« und »Gehorsam« absurd werden lässt, ist dabei nur ein höchst bizarres Vorzeichen. Franz Kafka, der 1924 stirbt, wusste vom Ausmaß des kommenden Schreckens und Terrors ebenso wenig wie Tschechow, der noch viel »traditionellere« Formen der Bestrafung beschrieb. Gewalt als Form der Strafe ist heute in aller Herren Länder längst geächtet – als Lebensform ist sie selbstverständlich erhalten geblieben. Allein, die anthropologische Katastrophe der maschinellen Tötung und die fabrikmäßige Herstellung von Leichen stellte die Literatur vor unlösbare Aufgaben. Es blieb Franz Kafka vorbehalten, in jenen Bereich vorzustoßen, in dem sich die Gewalt gegen ihren Erzeuger wendet, danach folgen nur noch Gesichtslosigkeit und Namenlosigkeit, die bekanntlich auch Kafkas Protagonisten auszeichnen. Kafkas Lachen und Anton Tschechow konvergieren nur an einem Punkt: Wenn es stimmt, so hat Tschechow all seine Theaterstücke als Komödien konzipiert. Durch Tschechows melancholische Entourage hindurch ist dann das Lachen des Prager Schriftstellers zu hören, der so kurios bekannte: »Tschechow aber liebe ich sehr, manchmal ganz unsinnig.« Dieser wiederum, ein Leben lang leidenschaftlicher Gärtner, hatte sein Datscha auf der heute besetzten Krim als sein »inneres Sibirien« bezeichnet. In seinem mit »Garten« überschriebenes Notizbuch vermerkt Tschechow, dass er gelegentlich auch Rosenstöcke bei einem Gärtner in Wien bestellte. Die Welt schien noch eine zu sein, in der kein innerer Kompass Gefahr laufen würde, sich permanent zu verirren.
*Erich Klein war von 26.01.-10.02.2022 auf Lesereise in Juschno-Sachalinsk und Moskau.