Wie sieht eine Welt aus, die von KI eingenommen ist? Wie kann die Menschenwürde gewahrt werden und wie können Mensch und Natur in der Zukunft besser koexistieren?
Mit ebendiesen Fragen beschäftigen sich Mascha Dabić und ihre kroatische Projektpartnerin Katja Grcić in ihrem gemeinsamen Projekt »Paradies – Hölle«.
Die beiden Autorinnen lernten sich vor ein paar Jahren bei einem Übersetzerseminar auf der kroatischen Insel Premuda kennen und freundeten sich an. Während Mascha Dabić bereits einige Texte ihrer Projektpartnerin ins Deutsche übersetzt hat, ist dies ihr erstes gemeinsames literarisches Projekt. Die Frage, wie die Zukunft aussehen wird, ist ein immer wiederkehrendes Thema im regen Austausch der beiden und nun sahen sie es als gute Gelegenheit, ihre Ideen auch literarisch umzusetzen. Mascha Dabić fand hier v.a. den Aspekt der Künstlichen Intelligenz interessant, mit dem sie sich, wie sie im Gespräch erzählt, auch in ihrer Arbeit als Übersetzerin befassen muss.
Zwei zentrale Ausgangsfragen
In ihrer Einreichung für die Ausschreibeung stellten die Autorinnen zwei zentrale Fragen an den Anfang:
– Wer sind wir?
– Was ist die Welt?
Katja Grcić Beitrag, der aus zwei Texten besteht, die sowohl zusammen als auch getrennt gesehen werden können, setzt eine Frau und ihre Emotionen sowie Pflanzen und Tiere in den Fokus der Erzählung. Sie versucht dabei ein Sprachfeld zu erschaffen, in dem sie Antworten auf die zwei anfangs gestellten Fragen findet. Ökofeministische Ideen, die Auswirkung des Kapitalismus auf das Leben und Arbeiten der Menschen sowie die Suche nach Lebensmodellen, in denen die Menschenwürde gewahrt werden kann, sind dabei Teil ihrer Auseiandersetzung mit dem Thema.
Mascha Dabić legt ihre Erzählung in einen humoristisch-dystopischen science-fiction Rahmen und stellt sich die Frage nach den globalen Auswirkungen durch künstliche Intelligenz.
Es wird in diesem abstrusen Rahmen durchaus thematisiert, nämlich vor allem die globale Dimension. Sozusagen, wie die künstliche Intelligenz zu einer Vereinheitlichung der ganzen Welt geführt hat. Der Mensch selbst, natürlich über di KI, dafür gesorgt hat, dass es gar keinen Unterschied mehr macht, auf welchen Punkt der Welt man sich befindet.
Mascha Dabić
Die Künstliche Intelligenz als Maschine wird hier in gewisser Weise als Fortsetzung des Menschen gesehen. Obwohl es auf den ersten Blick so wirkt, als würde sie den Menschen versklaven, möchte sie sein »Erbe« eigentlich retten und ihn vor seiner eigenen Desturktiviät bewahren.
Dualismus
Die Idee der Gegensätzlichkeit, mit der die Autorinnen das Projekt anlegten, um verschiedene Seiten möglicher Zukunftsszenarien zu betrachten, zeigte sich auch bereits im Schreibprozess. Wie Mascha Dabić im Gespräch erzählt, hatte sie von Beginn an eine konkrete Vorstellung, wie ihr Text aussehen sollte und konnte sich von diesem Bild nicht mehr trennen. Für Katja Grcić hingegen entwickelte sich der Text erst nach und nach aus Themen, die sie ohnehin in ihrem Leben beschäftigen.
Auch in den Beiträgen selbst wird der Dualismus deutlich.
Mascha Dabić projiziert sich selbst und ihre Projektpartnerin in gewisser Weise in die Zukunft und lässt die beiden Figuren die neue Welt aus unterschiedlichen Perspektiven und Lebensarten betrachten. Für sie ist vor allem der Freiheitsgedanke einer der beiden Figuren im Gegensatz zur Kontrolle durch die Maschine besonders spannend.
Katja Grcić hingegen setzt ihre beiden Texte auf der einen Seite in ein Paradies und auf der anderen Seite in eine Hölle und streicht so die Gegensätzlichkeit heraus. Sie setzt ihren Fokus weniger auf KI, sondern mehr auf Natur und Tiere.
Zum ganzen Gespräch mit Mascha Dabić und Katja Grcić: Interview