Rumänien, meine Lieben, hat etwas Kurioses.
Schon dass es einzig ist, unwiederholbar,
macht so schnell ihm keiner nach.
Rumänien, meine Lieben, hat etwas Furioses,
leicht perverses, weil es so x-beliebig kommt.
So krummbeinig. So rundherum daher.
Straßenkinder, Straßenhunde? Gibt es längst nicht mehr.
Die Alten aber in den Dörfern,
weil die Jugend in Europa Geld verdient,
hängen noch Knoblauchzöpfe an Balken:
Man weiß ja nie.
Rumänien schmeckt nach Bärenatem, Heuschobern
nach lauen aufgehübschten Städten, Huschhuschhusch,
nach Jetzt-will-ich-nicht-alleine-sein.
Kalt ist es wie ein verlassener Palast, ausgeraucht,
und warm wie Spucke da im Einkaufszentrum,
wo es wirklich alles gibt, nur keinen Dracula.
Es grinst, wenn es die Gänsehäute
die Rücken runterlaufen sieht, und weint,
wenn man ihm ungerührt entgegentritt.
Rumänien, es bringt nichts, nimmt nichts mit,
ist einfach da, macht sichs bequem.
Rumänien, meine Lieben, Siebenbürgen,
Transsilvanien, Banat, Karpaten, Walachei,
ist etwas Kurioses.
Zentral am Rand Europas, aber mehr als nur dabei.
Schon dass es einzig ist, unwiederholbar,
macht so schnell ihm keiner nach.
Der Text entstand im Rahmen der Reihe ›Begegnungen – Eine literarische Reise österreichischer Autor*innen durch Rumänien‹ vom Österreichischen Kulturforum Bukarest. Diese Mikro-Journale wurden auf Initiative der Leiterin der Österreich-Bibliothek in Cluj-Napoca, Prof. Laura Laza, ins Leben gerufen.