Am 9. Juni veranstaltete das Österreichische Kulturforum Laibach die Präsentation des letztes Jahr ausgezeichneten Projektes ›Neverend. Literarische Dialoge zwischen Nord und Süd‹, die von Breda Biščak moderiert wurde.
Exakt dreißig Jahre nach ihrem Beginn und zwanzig nach ihrem Ende sind die Jugoslawien-Kriege noch immer eine offene Wunde, die sich über die jugoslawische Diaspora hinaus in allen Bereichen der europäischen Identität bemerkbar macht. Vom offiziellen Diskurs meist ignoriert, bildet dieser Schmerz den Ausgangspunkt für die „Neverend“-Dialoge, die nach dem aktuellen, noch unveröffentlichten Roman-Projekt des slowenischen Schriftstellers Aleš Šteger benannt sind. Wie der Roman kreisen die Dialoge um die Frage, welche Auswirkungen dieses ins kollektive Unterbewusstsein verbannte Trauma der jugoslawischen Kriege auf unsere Gegenwart und Zukunft haben. Wie ist der gegenwärtige Zustand der aus dem ehemaligem Jugoslawien hervorgegangenen Staaten, mit ihren regionalen Nationalismen und autoritären Tendenzen? Wie ist in diesem Zusammenhang die EU verfasst? Was erzählen die Flüchtlings-„Lager“? Wie rasch kann der analytische Blick auf den Süden in eine kolonialistische oder imperialistische Überheblichkeit kippen? Welche Lehren kann Europa ziehen, um dem Gräuel zu entgehen, dem der Balkan erst kürzlich entflohen ist und der sich leider erneut in der Ukraine wiederholt? Und welche direkten und vor allem indirekten Spuren hinterließen der Krieg und seine Folgen in den Biografien der Gesprächsteilnehmer*innen, in ihrem Selbstverständnis und in ihren literarischen Arbeit?
An dem Projekt beteiligte Autor*innen:
NIKOLA MADZIROV (Nordmazedonien), in Strumica geboren, lebt in Skopje. Er ist Dichter, Herausgeber und Übersetzer. Er war Gast bei Literaturfestivals auf der ganzen Welt und wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Sein Werk ist vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Gebrüder-Miladinov-Preis und den Hubert-Burda-Preis.
MATTHIAS NAWRAT (Deutschland), in Opole in Polen geboren, lebt seit 2012 in Berlin. Bisher veröffentlichte er fünf Romane, die große Aufmerksamkeit erregten sowie übersetzt und ausgezeichnet wurden. Der jüngste war »Reise nach Maine« aus dem Jahr 2021. Im Herbst 2022 erscheint ein Gedichtband. Nawrat ist Mitglied des Deutschen PEN-Zentrums.
MONIQUE SCHWITTER (Schweiz), in Zürich geboren, lebt seit 2005 in Hamburg. Sie ist Schriftstellerin, Theaterregisseurin und Schauspielerin. Seit 2010 widmet sie sich ausschließlich ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Robert-Walser-Preis, dem Schweizer Buchpreis und dem manuskripte-Preis des Landes Steiermark. Sie ist Mitglied des Deutschen PEN-Zentrums und Präsidentin der Freien Akademie der Künste in Hamburg.
ALEŠ ŠTEGER (Slowenien), geb. 1973, lebt in Ljubljana. Er arbeitet regelmäßig mit Komponist*innen, Musiker*innen, bildenden Künstler*innen und Filmemacher*innen zusammen. Seine Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Neben zahlreichen Preisen wurde sein Buch »The Book of Things« mit zwei American Mayor Translation Awards (BTBA und AATSEL) ausgezeichnet. 2016 erhielt er den Horst-Bienek-Preis für Lyrik und 2021 den Alfred-Kolleritsch-Preis der Stadt Graz. Er wurde vom französischen Staat mit dem Titel Chevalier des Artes et Lettres ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste und Mitglied der Deutschen Akademie der Sprache und Dichtung.
ANDREAS UNTERWEGER (Österreich), geb. 1978 in Graz, lebt in Leibnitz. Er ist Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber der manuskripte. Im Jahr 2022 erscheint bei Droschl sein Roman »So long, Annemarie«. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Literatur-Preis der Akademie Graz 2009 und dem manuskripte -Preis des Landes Steiermark 2016.