
Im Rahmen ihres mehrmonatigen Aufenthalts als Writer in Residence am Dickinson College in Carlisle, Pennsylvania war Marie Gamillscheg am 10. April zu Gast für eine Lesung am Österreichischen Kulturforum Washington. Sie las Auszüge aus den Romanen »Alles was glänzt« und »Aufruhr der Meerestiere« und diskutierte in einer anschließenden Fragestunde mit dem Publikum.
In der literarischen Arbeit von Marie Gamillscheg spielt die Beziehung des Menschen zur Natur eine große Rolle, wie die Autorin im Gespräch berichtete. Ihr aktueller Roman »Aufruhr der Meerestiere« entführt die Lesenden in die Welt von Luise, einer Meeresbiologin, die sich mit der invasive Quallen-Art »Meerwalnuss« beschäftigt. In der Geschichte um Luise und die Meerwalnuss wird nicht nur Luises Forschungsschwerpunkt näher erläutert, sondern auch Luises Beziehung zu ihrem Vater. Das Werk spiegelt einfühlsam die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt wider und ist zugleich der Versuch, die Unwägbarkeiten von Beziehungen zu erfassen: zwischen Mensch und Tier, Mann und Frau, Vater und Tochter.
In ihrem Debütroman »Alles was glänzt« geht es um die Schicksalsgemeinschaft einer namenlosen Gemeinde, die sich Herausforderungen wie dem wirtschaftlichen Strukturwandel nach einer in der Vergangenheit vom Bergbau geprägten Lebenswelt, dem Umgang mit der von Menschenhand geprägten Natur oder Fragen einer gesellschaftlichen Neuorientierung stellen muss. Während Ihrer Lesung in Washington verriet die Autorin, dass der steirische Ort Eisenerz eine wichtige Inspiration für dieses fiktive Dorf war. Gamillschegs einfühlsamer Blick auf ein sich in einem existentiellen Strukturwandel befindenden Dorf zeigt, wie die Einwohner angesichts sozialer und wirtschaftlicher Härten versuchen, ihr Gefühl von Würde und Zugehörigkeit zu bewahren.
Die Autorin wurde 1992 in Graz, Österreich, geboren und studierte interkulturelle Kommunikation in Graz und Lyon. Danach absolvierte sie ihren Master of Arts in Osteuropastudien an der Freien Universität Berlin und lebt heute in Leipzig. Für ihren Debütroman »Alles was glänzt« wurde sie 2018 u.a. mit dem Debütpreis des Österreichischen Buchpreises ausgezeichnet. Ihr zweiter Roman »Aufruhr der Meerestiere« wurde für den Deutschen Buchpreis 2022 und den Clemens-Brentano-Preis 2023 nominiert. Sie arbeitet als freiberufliche Autorin und Übersetzerin in Leipzig und ist derzeit Writer-in-Residence am Dickinson College in Carlisle, PA.
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Marie Gamillscheg: ©ACF DC -
Marie Gamillscheg: ©ACF DC