»Am Anfang steht, wenn sich zwei Lyriker*innen treffen, immer Poesie«
so Isabella Feimer
Und in diesem Fall auch die Beziehung oder fehlende Beziehung zu Tieren.
Entfernt man sich von einer oberflächlichen Herangehensweise an diese Verbindung und möchte den Tieren gerecht werden, ist gleich zu erkennen, dass das keine leichte Aufgabe ist.
Gemeinsam mit ihrem Projektpartner Mikael Vogel will Isabella Feimer dieser Beziehung auf den Grund gehen. Literarisch umsetzen möchten sie dies in der Form von Liebesgedichten und dabei »die vorherrschende Simulation einer Beziehung zwischen Mensch und Tier« aufdecken. Beide Autor*innen zweifeln die menschliche Liebe zum Tier und die neue Romantik im Umgang mit Tieren an, und so sind vor allem Trennungsgedichte zu erwarten.
Mensch-Tier Beziehung
Für Isabella Feimer ist »die Idee, über Tiere zu arbeiten oder gegen das Bild der Gesellschaft von Tieren zu arbeiten« immer präsent.
In ihren literarischen Texten beschäftigten sich beide Projektpartner*innen bereits wiederholt mit Tieren. Mikael Vogel thematisierte ausgestorbene Tierarten und legte Hintergründe ihrer Ausrottung offen. Er plädiert für ein Schreiben über Tiere, das mit deren Perspektive und Realität übereinstimmt.
Isabella Feimers Gedichte und Prosaarbeiten zeigen ebenfalls Begegnungen mit Tieren, in märchenhafter Form oder auch als Stimmungsbild. Erst während der Recherche zum aktuellen Projekt realisierte sie jedoch, dass sie sich bisher in diesen Arbeiten selbst das, was die Kultur aus Tieren gemacht hat, angeeignet hatte. Um ihnen wirklich gerecht zu werden, müssen die Lyriker*innen versuchen, sich von kulturellen Zuschreibungen zu entfernen, und an einen Punkt begeben, an dem vor allem die Beobachtung im Vordergrund steht.
Hinter der zu Beginn angesprochenen „Simulation“ vermuten die beiden Autor*innen den Wunsch, etwas wieder gut zu machen und einen drohenden Verlust abzuwenden. Themen wie die Ausrottung von Tierarten und die Klimakatastrophe sind somit nicht weit entfernt.
Welche Tiere werden thematisiert?
Obwohl es bei der Auswahl der Tierarten für sie grundsätzlich keine Einschränkung gibt, möchte Isabella Feimer ihre Gedichte u.a. Mikael Vogels Kater – den sie bisher nur via Zoom kennengelernt hat – und den Krähen vor ihrem Fenster widmen.
Mikael Vogel hingegen möchte seinen Schwerpunkt vor allem auf freilebende Tiere in Berlin, z.B. Füchse oder Waschbären, legen, die die Stadt parallel zu Menschen erobern. Am Zaun zum Zoo platziert, sollen auch die Grenzen zwischen Stadt, Mensch und Zoo stärker beleuchtet werden. Die Tierhaltung, das Einsperren, der Blick auf das Tier, aber auch die Personen, die auf das Tier blicken, werden hierbei thematisiert.
Die Annäherung über Kunst ist dabei besonders wichtig, denn für Isabella Feimer ist Kunst, egal ob Wortkunst oder Bildkunst, genau jenes Mittel, das die Problematiken erzählen und einen Blick in die Zukunft werfen kann.
»Unser Projekt soll Auge in Auge mit den Tieren sein und nicht eine Fortsetzung von alten Mechanismen, mit dem Anschein von Aktualität«
so Bastian Schneider
Eine große Herausforderung, wie beide Autor*innen bekennen.
Und eines ist Isabella Feimer noch wichtig zu erwähnen:
»Im Tier ist das Tier!«