Seit 2021 schreibt das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA) gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur (ÖGfL) unter dem Titel „Internationale Literaturdialoge“ einen Literaturwettbewerb aus.
War die Initiative 2021 noch der CORONA-Krise und den existenzbedrohenden Auswirkungen, die diese auf Künstlerinnen und Künstler hatte, geschuldet, hat sie sich mittlerweile ständig weiterentwickelt.
Das Projekt 2026:
„Krise“ ist DAS bestimmende Wort unserer Zeit, und tatsächlich zeigen zahlreiche Entwicklungen der letzten Jahre, dass die im Lauf der vergangenen Jahrzehnte gewachsenen demokratischen Ordnungen fundamentalen Bedrohungen ausgesetzt sind. Das weltweite erneute Erstarken autoritärer Regime, beunruhigende technische Entwicklungen und eine oft undurchschaubare Verflechtung von ökonomischen und politischen Interessen gefährden nicht nur die Demokratie, sondern auch die Freiheit der Kunst, die in Österreich im Verfassungsrang steht.
Global gesehen sind kriegerische Handlungen und ihre weltweiten Folgen, der Umgang mit wachsenden Migrationsströmen oder ein auch in sogenannten entwickelten Demokratien immer häufigeres Infragestellen grundlegender Menschen- und Minderheitenrechte nicht nur die zentralen Themen der Nachrichtenberichterstattung; ihre Auswirkungen prägen unseren Alltag, bestimmen die Wahrnehmung unserer Zukunftsperspektiven und führen dazu, dass immer weniger Menschen daran glauben, an politisch-gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen teilhaben zu können.
Der Kunst fällt in Phasen solch fundamentaler Umbrüche seit jeher eine besondere Rolle zu. Sie kann Spiegel politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen sein und als seismografisches Frühwarnsystem fungieren. Zudem ist gerade die Literatur in ihrer Vielschichtigkeit auf mehreren Ebenen von den oben angesprochenen Themen geprägt: Sie stehen im Zentrum inhaltlicher Auseinandersetzung von Schreibenden, die selbst wiederum häufig persönlich von existentiell bedrohlichen Lebenssituationen betroffen sind oder waren. Und nicht zuletzt werden Autorinnen, Autoren und ihre Werke immer wieder zu Projektionsflächen, die dem öffentlichen Diskurs als Ausgangspunkte oder missverstandene Beispiele im medienwirksamen Verhandeln und Aufbauschen von Konflikten dienen.
Es ist daher naheliegend, dass sich die Ausschreibung 2026 dieser Themenfelder annimmt. Das folgende Thema wurde formuliert: Warum braucht Demokratie Literatur? Die Rolle der Kunst in Krisenzeiten.
Anforderungen für die Teilnahme:
Zur Einreichung berechtigt sind Autorinnen und Autoren, die in Österreich leben und arbeiten bzw. unabhängig vom Wohnort die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen.
Sie werden eingeladen, Partnerinnen und Partner aus anderen Ländern zu benennen, die/den sie für einen eigenständigen Text zum oben erwähnten Thema des Calls vorschlagen und von der/dem sie zum Zeitpunkt der Einreichung bereits die Bereitschaft eingeholt haben, im Fall des Erfolgs der betreffenden Einreichung ebenfalls einen literarischen Text zu verfassen.
Beide sollen – gemeinsam oder auch unabhängig voneinander – ein Projekt vorstellen, das sich mit einer oder mehreren der oben genannten Fragestellungen im Rahmen des Themas auseinandersetzt.
Aus jedem einzelnen Entwurf muss die inhaltliche und formale Richtung des zu schreibenden Texts bereits klar ersichtlich sein. Die Form der Texte ist grundsätzlich nicht vorgeschrieben, Prosa oder Essay werden im Sinne der Homogenität der geplanten Anthologie bevorzugt behandelt.
Aus den Einreichungen wählt eine Fachjury zehn „Paare“ aus und lädt sie ein, insgesamt zwanzig Texte auf Basis ihrer eingereichten Projektvorhaben zu verfassen, deren beste wiederum in einer Anthologie gesammelt und im September 2026 voraussichtlich im Wiener Luftschacht Verlag veröffentlicht werden.
Der internationalen Themenstellung folgend, soll der Band zweisprachig deutsch/englisch sein. Darüber hinaus werden alle eingehenden Texte auf der Website www.literaturdialoge.at auch in ihrer Entstehungssprache veröffentlicht.
Procedere:
Zur Förderung internationaler literarischer Kontakte verpflichten sich die österreichischen Einreicherinnen und Einreicher, bereits im Vorfeld eine/n ausländische/n Autor/in zu benennen, der/die sich ebenfalls bereit erklärt, zum Thema des Calls eine literarische Arbeit zu verfassen.
Eine Einreichung soll daher zwei ausgearbeitete Konzepte beinhalten: eines für einen österreichischen Text (deutsch bzw. in einer österr. Amtssprache) und eines für einen Text des/der ausländischen Partners/in.
Voraussetzungen für die Einreichung:
- Die Einreichung muss durch die/den österreichischen Projekteilnehmer/in erfolgen.
- Benennung einer/eines internationalen Schriftstellerin bzw. Schriftstellers sowie deren/dessen schriftlich dokumentierte Bereitschaft, einen eigenständigen Text zum Thema zu liefern
- Mindestens eine selbstständige literarische Publikation (ausgenommen Publikationen in Eigen- bzw. Selbstzahlerverlagen)
Einzureichende Unterlagen:
- Aussagekräftige verbindliche Projektbeschreibung beider Projektpartner/innen (je 1 DIN A4 Seite), von der die einzureichenden Beiträge nicht mehr abweichen dürfen.
- Kurzbiografien (min. 300 Zeichen) aller Beiträgerinnen und Beiträger.
- Publikationsliste inkl. Darstellung bisheriger Projekte aller Beiträgerinnen und Beiträger.
- Kontonummer der antragstellenden Person
Budgetierung / Auszahlungsmodus:
Die zehn besten Projekte werden mit einer Summe von 4.000 Euro prämiert, die zu gleichen Teilen auf beide Projektpartner/innen aufgeteilt werden muss. Die von der Jury ausgewählten Literatinnen und Literaten erhalten somit für ihre Texte (die max. 18.000 Zeichen inkl. LZ umfassen sollen) je € 2.000.-
Das Preisgeld wird nach der Selektion der Gewinner/innen ausbezahlt. Als Projektleiter/in fungiert die/der österreichische Autor/in, die/der auch dafür verantwortlich ist, dass die Kosten der Kooperationspartner/innen abgedeckt sind. Die zur Überweisung des Preisgeldes benötigten Daten werden in einem getrennten Brief übermittelt.
Einreichungsende:
7. Jänner 2026
Einreichungen erfolgen per E-Mail direkt an elke.atzler@literaturdialoge.at und an office@ogl.at.
Auswahlverfahren:
Nach der Sichtung aller Einreichungen wird die Jury so rasch wie möglich zehn Projekte auswählen und nach der Jurysitzung die Schreibaufträge vergeben. Ausgewählte Gewinnerprojekte werden im Rahmen der Buch Wien 2026 vorgestellt.
Umsetzung/Abgabe bis spätestens:
15. April 2026
Publikation:
Veröffentlichung der ausgewählten Texte in einer zweisprachigen Anthologie, die im Luftschacht Verlag erscheinen wird. Darüber hinaus werden alle eingehenden Texte auch in ihrer Entstehungssprache auf der Website www.literaturdialoge.at veröffentlicht.
Buchpräsentation:
Im Rahmen der Auslandskulturtagung (September 2026) und auf der Buch Wien (November 2026).
Österreichische Vertretungsbehörden im Ausland, insbesondere Kulturforen, die von den mit erfolgreichen Einreichungen verbundenen Schriftstellerinnen und Schriftstellern geografisch berührt sind, werden vom BMEIA eingeladen, Veranstaltungen zu den betreffenden Gewinner-Einreichungen durchzuführen.
Rückfragen:
bitte an:
Elke Atzler und Manfred Müller, Österreichische Gesellschaft für Literatur: elke.atzler@literaturdialoge.at, office@ogl.at
Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme und viele innovative Projekteinreichungen!
Mag.a Regina Rusz, Leiterin der Sektion für kulturelle Angelegenheiten im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten
Dr.in Elke Atzler und Dr. Manfred Müller, Österreichischen Gesellschaft für Literatur