Abgesehen davon, dass ich die Schönheit der natürlichen Lebensräume durch sorgfältiges Beobachten undZeichnen darstellen will, möchte ich auch die überwältigende Betroffenheit ausdrücken, die dadurch entsteht, dass diese Schönheit durch unverantwortliche menschliche Aktivitäten bedroht wird.
Denisa Angheluţă
Das Stichwort Natur, die von Menschen bedroht wird, ist ein Thema, welches dieses Jahr mehrere Projekte der »Internationalen Literaturdialoge« betrifft, auch die lyrische Form hat diesmal mehrere Bewerber*innen angesprochen. Bruno Pisek und Denisa Angheluţă gehen das gewählte Thema allerdings von einer ganz anderen Seite an, indem sie das Geschriebene mit dem Gezeichneten verbinden. Ziel dieses Vorhabens sind Gedichte, die der Thematik folgen und parallel und interaktiv zu den Zeichnungen von Denisa Angheluţă entstehen – an denselben Orten zur selben Zeit. In einem weiteren Schritt werden sie als Textildrucke in einer gemeinsamen Ausstellung mit den Originalzeichnungen präsentiert.
Das entstehende Projekt basiert auf der bereits seit 2017 stattfindenden Zusammenarbeit zwischen Bruno Pisek und Denisa Angheluţă und versteht sich als Intensivierung des bestehenden dichterisch-künstlerischen Dialogs. Die Bewerbung bei den »Internationalen Literaturdialogen« macht es möglich, an zwei Orten – in Wien, im Naturhistorischen Museum, und in Rumänien, in den Südkarpaten – intermedial und mehrsprachig zu arbeiten – ein besonders wichtiges Anliegen für Bruno Pisek und Denisa Angheluţă. Die Arbeit erfolge in zwei verschiedenen Situationen – erzählt Bruno Pisek. In der Natur beobachten die beiden Künstler*innen die Verbindungen zwischen verschiedenen Lebensformen innerhalb eines Lebensraumes, während sie im Naturhistorischen Museum die verschiedenen Arten studieren, welche als dekontextualisierte, lebensleere Taxidermen präsentiert werden.
Das Ziel des Projekts sei es, „in künstlerischer Form verständlich zu machen, dass wir Menschen Teil der Lebensräume sind, in denen wir leben. Dies bewegt uns auch dazu, auf alles, was unsere Lebensräume in Zusammenhang mit den Materialien, die wir verwenden, belastet, in unserer Arbeit so weit wie möglich zu verzichten. Und ebenso auf jeden Einsatz von Technik, die für die Formulierung unserer Positionen und Gedanken nicht unbedingt notwendig ist, Technik, die lediglich zusätzlich Energie verbraucht.“ Ein besonders wichtiges Anliegen ist es Bruno Pisek und Denisa Angheluţă zu versuchen, die Welt durch die eigenen Arbeiten besser zu verstehen und das auch in ihren Arbeiten zu formulieren. Um dadurch ein besseres Verhältnis zur Welt und zu den Lebensräumen wiederherzustellen – auch bei Leser*innen, beim Publikum, bei Betrachter*innen der Kunstwerke. Dabei solle man nicht nur auf die Oberfläche schauen. Realisiert wird dieser Plan u.a. dadurch, dass Denisa Angheluţă bei ihrer künstlerischen Arbeit diesmal ausschließlich selbst hergestellte Materialien verwendet – angefangen von recycelten Textilien bis hin zu Farben und Klebstoffen, die aus in der Natur gesammelten Pflanzen produziert werden.
Von all dem lebendigen Amalgam, was bleibt? eine Sammlung von Häuten, Schuppen, Fellen und Federn? eine Liste mit Namen?
From all the living amalgam, what remains? a collection of skins, scales, furs and feathers? a list with names?
Denisa Angheluţă
Die Freude, die Bruno Pisek und Denisa Angheluţă an ihrer Verbundenheit mit unterschiedlichen natürlichen Lebensräumen haben, möchten sie auch dem Publikum weitergeben, z.B. während der Lesung(en) und Ausstellung(en), die sowohl in Österreich als auch in Rumänien geplant sind.